karma: Handlung, Tätigkeit, Aktivität
Manche meinen, unser Schicksal 'passiert' uns, als wären äußere Kräfte oder Umstände dafür verantwortlich, dass uns bestimmte Dinge zustoßen.
Im Verständnis der Yogapsychologie sind wir jedoch für unser Schicksal allein selbst zuständig.
1)
Jede Art ichbezogener Aktivität ist ein karmisches Handeln: jede physische Aktion - alle gesprochenen Worte - jeder emotionale Impuls und Gedanke.
2)
Ichbezogenes Handeln hinterlässt Eindrücke im Geistfeld (samskaras), und jeder dieser Eindrücke beinhaltet ein gewisses emotionales Momentum - eine Antriebskraft. Diese emotionalen Antriebe motivieren wiederum zu spezifischen Handlungen.
Sobald wir auf Basis dieser Antriebe handeln, erzeugen sie ähnliche Eindrücke, die ihrerseits erneut zu gleichartigen Handlungen anregen.
Häufig genug wiederholte Eindrücke bilden sich zu Tendenzen aus (Gewohnheiten). Sie treiben uns an, immer wieder auf gleichartige Weise zu agieren.
Solche Zyklen, wenn in Bewegung gesetzt, sind nicht leicht zu durchbrechen (Vyasa).
3)
Jedes Handeln setzt Energie in Bewegung und erzeugt Wirkungen.
Agiert man selbstbezogen, ist man damit an die Konsequenzen des Handelns gebunden, denn man trägt Verantwortung für die Auswirkungen.
4)
Karmas bilden Ansammlungen im unbewussten Geistfeld (karmashayas). Die Gesamtheit karmischer Eindrücke formt unseren Subtilkörper. Er ist schließlich von überwiegend positiven oder negativen Kräften geprägt.
5)
Das in den karmashayas gespeicherte Energiepotential (Momentum) bildet die Grundlage eigener künftiger Erfahrungen.
Es wird in der gegenwärtigen oder einer künftigen Lebensspanne aktiv und setzt dann gewisse Entwicklungen in Gang. So erfährt man selbst die Konsequenzen seines Handelns in Form entsprechender Erfahrungen, Entwicklungen, Situationen, Bedingungen.
Anders ausgedrückt:
die angesammelten karmas werden aktiv, sobald sie 'reifen' bzw. die passenden Bedingungen entstehen. Dann manifestieren sich die Folgen unserer Handlungen in entsprechenden Erfahrungen, Situationen bzw. Bedingungen im eigenen Leben. Man erfährt die Konsequenzen seines Handelns an sich selbst.
Was immer man ist und was man erfährt - es ist die eigene Schöpfung.
6)
Dieser karmische Prozess stellt keine Bestrafung dar. Er dient dem eigenen Lernprozess im Leben - der Korrektur seines karmischen Kurses.
Alle karmischen Rückwirkungen bilden daher potentielle Entwicklungsgelegenheiten.
7)
Wir gestalten unsere Zukunft heute. Und wir haben jederzeit die Möglichkeit, unsere eingeprägten Gewohnheiten zu verändern:
in jedem Moment, jeder Situation und unter allen Bedingungen können wir wählen und entscheiden, entsprechend der Vorgaben bestehender Tendenzen zu handeln - oder etwas Neues zu verwirklichen.
Wir können jetzt damit beginnen, unserer Persönlichkeit etwas Neues hinzuzufügen - etwas Positives, Konstruktives, Förderliches.
Die yogischen Methoden der Reinigung des Geistes ermöglichen die Klärung des Geistes von belastenden karmas und in ihrer Konsequenz schmerzerzeugenden Gewohnheiten.
Entscheiden wir uns für ein konstruktives, positives, selbstloses Handeln, verändern wir dadurch die Gesamtsumme unserer karmas - und somit unser Schicksal.
8)
Solange wir an vergnüglichen Dingen anhaften und schmerzliche Erfahrungen abwehren, sie nicht als Gelegenheit für Einsicht, als Wegweiser zu Freiheit und Vollständigkeit nutzen, bleiben wir im Kreislauf karmischer Verwicklungen gefangen - im fortlaufenden Kreislauf von Geburt, karmischen Lebenserfahrungen, Tod, Zwischenzuständen und neuer Geburt (samsara).
Wir alle haben die Möglichkeit, die Auswirkungen künftiger karmas zu mindern - und unsere Persönlichkeit sowie unser gesamtes Leben neu zu gestalten -
sofern man bereit dazu ist und nicht die Mühen scheut zu lernen, wie das möglich ist.
Du bist verantwortlich für deine Handlungen - egal was du getan hast.
Du hast die Kraft, gewisse Dinge zu tun -
und wenn du die Früchte dieser Handlungen erntest,
dann werden sie dich zu noch mehr Handlungen motivieren.
Auf diese Weise bist du ein großer Sammler von Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten geworden.
Aus diesem Grunde kann niemand dir helfen: du musst dir selbst helfen.
Sw. Rama, aus 'Weg des Feuers und des Lichts'
Aus den Yoga-sutras:
II.12:
Die Ansammlung von karmas (Handlungen) hat ihre Wurzeln in den kleshas (leiderzeugenden Grundspannungen). Sie werden in diesem oder einem künftigen Leben aktiv (erfahren).
II.13:
Solange diese Wurzeln bestehen, wird das karma reifen in Form von Geburt, Lebensspanne und Erfahrungen (von Freude und Leid in dieser Lebensspanne).
II.14:
Dieses dreifache Reifen (des karma) bereitet Vergnügen oder Schmerz, je nachdem, ob ihnen positiv motivierte Handlungen (Verdienste) oder böswillig motivierte Handlungen (Vergehen) zugrunde liegen.