Solange Geist und Körper nicht vollständig entspannt sind, kann man das Gewahrsein seines physischen Körpers nicht hinter sich lassen. Er bleibt weiter im Bewusstsein gegenwärtig. So kann das Bewusstsein nicht wirklich in die feineren Ebenen finden.
Die Ruhelosigkeit der aktiven Sinne (Karmendriyas) und die mentalen Verstrickungen der rezeptiven Sinne (Jñanendriyas) können ohne völlige Entspannung des Körpers nicht gelöst oder befriedet werden. Ohne diese völlige Entspannung der Sinne kann die Ausgeglichenheit des Atems nicht erreicht werden. Und ohne Ausgeglichenheit des Atems kann man sein Gewahrsein nicht in Pranamaya-kosha überführen
(Pranamaya-kosha: die Ebene der vitalen Energien - ein Bestandteil des Subtilkörpers) .
Daher sind die nötigen Schritte:
Ayama bedeutet sowohl Kontraktion wie Ausdehnung:
Ayama beinhaltet also diese vier Aspekte - zwei der Ausdehnung und zwei der Kontraktion.
Hat man also Folgendes erreicht:
dann benutzt man die Atembewusstheit als Brücke, um in Pranamaya-kosha einzutreten.
In den einfachen Pranamaya-kosha-Übungen wird die Aufmerksamkeit zusammen mit dem Atem zwischen zwei Punkten des Körpers bewegt. Diese Atemsystematik wird auch als Pratyahara bezeichnet, doch das ist nicht allgemein bekannt. Prana wird also von einem zu einem anderen Punkt bewegt - und damit verbunden bewegt sich der Geist von einem zum anderen Punkt. Auf diese Weise wird der Geist von den Sinnen zurückgezogen - und die Kräfte der Sinne lösen sich auf in die so bewirkte Stille des Geistes.
Pratyahara ist also nicht nur das Resultat, wie es in den Yoga-sutras beschrieben wird -
es ist dieser gesamte Prozess. In unserem Übungssystem wird dieser Prozess als Sukshma-pranayama bezeichnet - subtiles pranayama.
Um Zugang zu Pranamaya-kosha zu finden, und um zu lernen, Prana und Geist von Punkt zu Punkt zu führen, benötigen Anfänger die Anwendung des Atems.
Für fortgeschrittene Yogins bewegt sich nur Prana - das Vehikel des physischen Atems wird vergessen.
In Sukshma-pranayama - als eine Praxisform von Pratyahara - werden Prana und Geist von Punkt zu Punkt bewegt. Und wenn Prana und Geist an einem dieser Punkte gehalten werden, bezeichnet wir das (in unserer Tradition) als Kumbhaka. Durch dieses Kumbhaka des Sukshma-pranayama wird Kevala-kumbhaka des physiologischen Atems spontan auftreten.
Es gibt einen sehr subtilen und wichtigen Punkt, um die Geheimnisse des Pranayama zu verstehen:
Für diesen Pfad des Rückzugs der Sinne, Pratyahara, übt man das Führen der Pranas von einem Punkt zum nächsten - und ihre Auflösung in den Geist - in einem Sagarbha-, d.h. Mantra-verbundenen Prozess.